Liebes Ziviforum,
dies ist mein erster Beitrag hier, bitte versteht den womöglich unpassenden Betreff und anderes.
Ich bin seit fünf Jahren Migränepatient mit damals ungefähr monatlicher Migräne, wobei ich gut damit umgehen kann, da mein Umfeld dies berücksichtigt und dies auch in der Schule keine Probleme darstellte (ich durfte den Unterricht verlassen und mir einen ruhigen Raum suchen).Im Sommer bekam ich öfter Migräne, was ich aber auf privaten Stress zurückführe.
Seit vier Jahren besuche ich wöchentlich eine integrative Psychotherapie die mir hilft mit meiner Angst, Depression, meinem Unwohlsein in sozialen Gefügen und meinem Narzissmus umzugehen. Dies war essentiell für meine Entwicklung und hat mich vor vielen blöden Ideen bewahrt. Auch jetzt ist es noch maßgeblich, dass ich diese Therapie regelmäßig besuche.
Im Jahre 2016 (ich bin Jahrgang 1998) war ich Mustern und bei mir wurde aufgrund meiner Migräne 4er Tauglichkeit festgelegt.
Da ich ohnehin immer Sanitäter werden wollte und mir dachte, dass dies auch mit dem Zivildienst möglich ist habe ich mich 10 Monate vor Dienstantritt beim Roten Kreuz beworben und dann im Oktober angefangen. Man hat mich allerdings zwei Stunden von meinem Zuhause entfernt stationiert, an einem Ort wo viele Menschen aufgrund meiner Art mit mir nicht umgehen können und ich mich deswegen ausgeschlossen fühle, in einem Zimmer wo ein kleines Bett, ein Kasten und ein Schreibtisch steht, was mich wirklich total zerrissen hat. Ich probiere offen für sowas zu sein, aber die Distanz zu meiner Familie, meinem kleinen Bruder, meiner Katze und meinem Klavier (ich spiele viel Klavier und schaffe es dadurch viele Emotionen auszuleben was mir sehr hilft ausgeglichen zu sein) macht mich total traurig und labil. Leider hieß dies, dass die Therapie nur sehr unregelmäßig besucht werden kann. Dies hat sich sehr auf mich ausgewirkt und ich bin in vielen Dingen rückfällig geworden. Ich hatte zwar regelmäßig Migräne, es wurde immer mehr und zum Teil kamen auch andere Arten von Kopfschmerzen und - ich denke, es sind - fokale Anfälle bei den Händen dazu, dachte aber das sei nur eine Phase und nahm deswegen verschiedene Medikamente ein, bis ich mich entschloss zu einem Arzt zu gehen, welcher mir bessere Medikamente verschrieb, die ich bis kürzlich genommen habe. Ich habe leider von der Medikation Nebenwirkungen bekommen und fühle mich psychisch sehr instabil, was meine Therapeutin auch feststellen konnte. Deswegen habe ich aufgehört damit und fühle mich jetzt ein wenig leer, aber ich möchte keine Medikamente nehmen müssen. Ich fühle mich als würden sie mich nur zerstören.
Ich war jetzt immer wieder im Krankenstand, zum Teil wegen Grippe, großteils wegen der Migräne, die mich dann wirklich gefühlt, komplett außer Gefecht setzt und mir total viel Energie raubt.
Durch die neue Novelle, die besagt, dass Zivildiener vom Zivildienst entlassen werden wenn sie insgesamt mehr als 24 Tage krank waren, werde ich wahrscheinlich in der nächsten Woche entlassen. Ich weiß gar nicht was auf mich zu kommt und habe total viel Sorgen. Ich schlafe schlecht und bin sehr verzweifelt. Ich bin mir dessen bewusst, dass man mit 20 nicht alles auf die Reihe kriegen kann, aber ich fühle mich nicht so als sollte es so sein wie es jetzt ist. Ich würde hier nicht schreiben wenn ich nicht total am Ende wäre. Meine Freunde sagen mir sie haben mich noch nie so fertig gesehen. Ich habe aufgehört mit dem Sport, was mich total traurig stimmt.
Ende Jänner habe ich einen Termin mit meinem Migränearzt, ich hoffe dieser kann mir helfen. Meine Therapie besuche ich so gut es geht, zum Glück engagiert sich meine Therapeutin für mich sehr, aber ihr sind auch die Hände gebunden und wir können nur daran arbeiten wie ich damit umgehe.
Mit meinen Eltern traue ich mich nicht zu reden, ich habe Angst, dass sie kein Verständnis dafür haben (ich werde es aber probieren so bald wie möglich anzusprechen).
Wisst ihr was auf mich zukommen wird wenn ich jetzt vom Zivildienst entlassen werde?
Ich weiß nicht ob ich für irgendeine Art von Zivildienst tauglich bin, ich bin derzeit mindestens alle drei Tage von verschiedenen Kopfschmeren oder Energielosigkeit geplagt. Ich möchte unbedingt wieder gesund werden, das wäre mir das Wichtigste. Ich werde auch nächste Woche meinen normalen Arzt konsultieren und mich mit ihm über meine Krämpfe/Spastiken/Anfälle unterhalten (ein Freund hat mir geraten, sich sowas doch ansehen zu lassen).
Danke für eure Antworten
Grüße
Constantin
Entlassung, Migräne und weiteres
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- Jungzivi
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Re: Entlassung, Migräne und weiteres
§19a Abs. 3 ZDG lautet: "Ist die angeführte Dienstunfähigkeit nachweislich auf eine Gesundheitsschädigung infolge des Zivildienstes zurückzuführen, so ist dieser Zeitraum nicht in die Summe gemäß Abs. 2 einzurechnen, es sei denn, der betroffene Zivildienstleistende ist damit einverstanden."
Der Nachweis kann laut den EBRV zB durch eine Krankenhausbestätigung oder eine Meldung der AUVA geführt werden. Ich würde mir daher eine Bestätigung der Psychotherapeutin darüber holen, dass Du infolge des Zivildienstes die Gesundheitsschädigung erlitten hast, die zur Dienstunfähigkeit geführt hat, nämlich eine spezifische psychosoziale Mehrbelastung mit genau jenen Eigenschaften, die für die Verschlechterung Deines Zustandes und nötig waren, und auch die Inanspruchnahme der erforderlichen Therapien war nicht mehr gewährleistet und die Verschlechterung des Zustandes schon allein dadurch vorprogrammiert. Einer Einrechnung der betreffenden Tage der Dienstunfähigkeit in die Summe gem. § 19a Abs. 2 ZDG stimmst Du ausdrücklich nicht zu.
Dazu gibt es hier zur alten Rechtslage professionelle Muster von Azby, die Du eben wie oben abänderst. -> Suchfunktion.
Meiner Meinung nach gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Das Schreiben und die Bestätigung vorab an die Einrichtung und die ZISA schicken, um die Entlassung zu verhindern.
2. Eine allfällige Entlassung abwarten, einen Bescheid erwirken und diesen auch mithilfe der Bestätigung bekämpfen.
Ich würde zu 1. raten, weil die Rechtslage noch neu ist, und 2. mit Problemen behaftet sein kann, die ich noch nicht erkannt habe. Die Bestätigung sollte jedenfalls bald ausgestellt werden, denn je länger die zu begutachtende Situation zurückliegt, desto schwieriger wird nicht nur die Begutachtung, sondern auch, der Bestätigung den Wert beizumessen, den Du anstrebst.
Der Nachweis kann laut den EBRV zB durch eine Krankenhausbestätigung oder eine Meldung der AUVA geführt werden. Ich würde mir daher eine Bestätigung der Psychotherapeutin darüber holen, dass Du infolge des Zivildienstes die Gesundheitsschädigung erlitten hast, die zur Dienstunfähigkeit geführt hat, nämlich eine spezifische psychosoziale Mehrbelastung mit genau jenen Eigenschaften, die für die Verschlechterung Deines Zustandes und nötig waren, und auch die Inanspruchnahme der erforderlichen Therapien war nicht mehr gewährleistet und die Verschlechterung des Zustandes schon allein dadurch vorprogrammiert. Einer Einrechnung der betreffenden Tage der Dienstunfähigkeit in die Summe gem. § 19a Abs. 2 ZDG stimmst Du ausdrücklich nicht zu.
Dazu gibt es hier zur alten Rechtslage professionelle Muster von Azby, die Du eben wie oben abänderst. -> Suchfunktion.
Meiner Meinung nach gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Das Schreiben und die Bestätigung vorab an die Einrichtung und die ZISA schicken, um die Entlassung zu verhindern.
2. Eine allfällige Entlassung abwarten, einen Bescheid erwirken und diesen auch mithilfe der Bestätigung bekämpfen.
Ich würde zu 1. raten, weil die Rechtslage noch neu ist, und 2. mit Problemen behaftet sein kann, die ich noch nicht erkannt habe. Die Bestätigung sollte jedenfalls bald ausgestellt werden, denn je länger die zu begutachtende Situation zurückliegt, desto schwieriger wird nicht nur die Begutachtung, sondern auch, der Bestätigung den Wert beizumessen, den Du anstrebst.
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- Jungzivi
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Re: Entlassung, Migräne und weiteres
Danke vielmals für deine Nachricht!
Ich habe jetzt zwei Wochen gearbeitet und bin dabei ein wenig untergegangen, aber dies konnte ich kaum verhindern weil die Angst groß war ohne irgendwas in den Händen entlassen zu werden. Ich habe mittlerweile von meiner Therapeutin und meinem Hausarzt eine Bestätigung über meinen Zustand erhalten und heute mit der ZISA telefoniert. Man hat mir mitgeteilt, dass ich einfach "Ersuchen um Überprüfung der Dienstfähigkeit" ihnen zukommen lassen soll und anschließend bei der BH zum Amtsarzt vorgeladen werde, wo ich mit all meinen Bescheiden untersucht werde. Dies hört sich für mich sehr plausibel an und scheint tatsächlich der einzige Weg zu sein langfristig gesund zu bleiben (bzw. untauglich zu werden). Einen Termin bei meinem Neurologen aufgrund meiner Migräne und fokalen Anfälle habe ich Ende Januar, bis dahin bin ich eh sicher nicht beim Amtsarzt, sonst kann ich das verschieben (laut ZISA).
Jetzt meine Frage an euch:
1.) Warum sollte ich meinen Krankenstand als Arbeitsunfall kennzeichnen? Ich gehe ja davon aus komplett dienstunfähig zu werden (aufgrund meiner Symptomatik sicher nachvollziehbar)
2.) Soll ich meine Entlassung widerrufen?
3.) Habe ich irgendwas wichtiges übersehen?
Danke und ganz liebe Grüße
Constantin
Ich habe jetzt zwei Wochen gearbeitet und bin dabei ein wenig untergegangen, aber dies konnte ich kaum verhindern weil die Angst groß war ohne irgendwas in den Händen entlassen zu werden. Ich habe mittlerweile von meiner Therapeutin und meinem Hausarzt eine Bestätigung über meinen Zustand erhalten und heute mit der ZISA telefoniert. Man hat mir mitgeteilt, dass ich einfach "Ersuchen um Überprüfung der Dienstfähigkeit" ihnen zukommen lassen soll und anschließend bei der BH zum Amtsarzt vorgeladen werde, wo ich mit all meinen Bescheiden untersucht werde. Dies hört sich für mich sehr plausibel an und scheint tatsächlich der einzige Weg zu sein langfristig gesund zu bleiben (bzw. untauglich zu werden). Einen Termin bei meinem Neurologen aufgrund meiner Migräne und fokalen Anfälle habe ich Ende Januar, bis dahin bin ich eh sicher nicht beim Amtsarzt, sonst kann ich das verschieben (laut ZISA).
Jetzt meine Frage an euch:
1.) Warum sollte ich meinen Krankenstand als Arbeitsunfall kennzeichnen? Ich gehe ja davon aus komplett dienstunfähig zu werden (aufgrund meiner Symptomatik sicher nachvollziehbar)
2.) Soll ich meine Entlassung widerrufen?
3.) Habe ich irgendwas wichtiges übersehen?
Danke und ganz liebe Grüße
Constantin
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Re: Entlassung, Migräne und weiteres
> 1.) Warum sollte ich meinen Krankenstand als Arbeitsunfall kennzeichnen? Ich gehe
> ja davon aus komplett dienstunfähig zu werden (aufgrund meiner Symptomatik sicher
> nachvollziehbar)
Wenn Du davon ausgehst, dienstunfähig zu werden, kannst Du Deine Dienstunfähigkeit überprüfen lassen und hoffentlich dauerhaft dienstunfähig werden. Ich würde sicherheitshalber dennoch so wie in meinem letzten Posting beschrieben vorgehen, weil es sein kann, dass Du eben nicht dauerhaft dienstunfähig wirst.
> 2.) Soll ich meine Entlassung widerrufen?
Wurdest Du jetzt überhaupt entlassen? Dann würde ich sie wie oben sicherheitshalber bekämpfen.
> 3.) Habe ich irgendwas wichtiges übersehen?
Es ist nicht sicher, dass der Amtsarzt Deine Beschwerden so sieht, wie Du sie siehst. Ich wünsche es Dir, aber manche Leute haben schon unangenehme Überraschungen erlebt (ob das nun am Amtsarzt liegt oder nicht). Zum Schluss stimmt Dir der Amtsarzt nicht zu, und Du quälst Dich mit einer offenen restlichen ZD-Zeit durchs Leben, die jederzeit schlagend werden kann und Dir die Lebensplanung erschwert.
> ja davon aus komplett dienstunfähig zu werden (aufgrund meiner Symptomatik sicher
> nachvollziehbar)
Wenn Du davon ausgehst, dienstunfähig zu werden, kannst Du Deine Dienstunfähigkeit überprüfen lassen und hoffentlich dauerhaft dienstunfähig werden. Ich würde sicherheitshalber dennoch so wie in meinem letzten Posting beschrieben vorgehen, weil es sein kann, dass Du eben nicht dauerhaft dienstunfähig wirst.
> 2.) Soll ich meine Entlassung widerrufen?
Wurdest Du jetzt überhaupt entlassen? Dann würde ich sie wie oben sicherheitshalber bekämpfen.
> 3.) Habe ich irgendwas wichtiges übersehen?
Es ist nicht sicher, dass der Amtsarzt Deine Beschwerden so sieht, wie Du sie siehst. Ich wünsche es Dir, aber manche Leute haben schon unangenehme Überraschungen erlebt (ob das nun am Amtsarzt liegt oder nicht). Zum Schluss stimmt Dir der Amtsarzt nicht zu, und Du quälst Dich mit einer offenen restlichen ZD-Zeit durchs Leben, die jederzeit schlagend werden kann und Dir die Lebensplanung erschwert.
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- Jungzivi
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- Registriert: Dienstag 1. Januar 2019, 13:10
Re: Entlassung, Migräne und weiteres
Danke für die Antworten!
Ich wurde Mitte Jänner vom Zivildienst entlassen. Hab auch mit einer Frau bei der ZISA telefoniert, die mir abgeraten hat meine Krankheitstage als Arbeitsbedingt zu melden. Das war mir auch egal, weil ich wusste, dass ich mich nicht mehr mit dem ganzen Horro abgeben wollte. Ich habe angesucht um eine Untersuchung beim Amtsarzt und habe drei schreiben, eines von meinem Neurologen (bzgl. Migräne), eines vom Hausarzt und eines von meiner Therapeutin. Der Termin ist am 27.02.
Falls jemandem noch schnell was einfallen sollte, was ich da erzählen soll, bitte gebt Bescheid. Ich weiß, es ist knapp.
Danke für eure Hilfe, ich gebe Bescheid wie die Situation sein wird. Liebe Grüße
Constantin
Ich wurde Mitte Jänner vom Zivildienst entlassen. Hab auch mit einer Frau bei der ZISA telefoniert, die mir abgeraten hat meine Krankheitstage als Arbeitsbedingt zu melden. Das war mir auch egal, weil ich wusste, dass ich mich nicht mehr mit dem ganzen Horro abgeben wollte. Ich habe angesucht um eine Untersuchung beim Amtsarzt und habe drei schreiben, eines von meinem Neurologen (bzgl. Migräne), eines vom Hausarzt und eines von meiner Therapeutin. Der Termin ist am 27.02.
Falls jemandem noch schnell was einfallen sollte, was ich da erzählen soll, bitte gebt Bescheid. Ich weiß, es ist knapp.
Danke für eure Hilfe, ich gebe Bescheid wie die Situation sein wird. Liebe Grüße
Constantin
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- Jungzivi
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- Registriert: Mittwoch 17. Oktober 2018, 11:07
Re: Entlassung, Migräne und weiteres
Gibt es einen Erfahrungsbericht?