Kurier 26.11.2003: "Statt Bundesheer Sozialdienst für a

Bundesheer-Reformkommission

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Florian Burger
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Kurier 26.11.2003: "Statt Bundesheer Sozialdienst für a

Beitrag von Florian Burger »

http://archiv.kurier.at/act/volltext.ht ... 0437280027

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Statt Bundesheer Sozialdienst für alle
von Michael Berger

Die diskutierte Umstrukturierung des Bundesheeres in ein Berufsheer (bis 2010) würde eine Totalreform des Zivildienstes notwendig machen.

Helmut Zilk, Vorsitzender der Bundesheer-Reformkommission meint: "Diese Frage muss ohne Tabus behandelt werden. Ohne Zivildiener würde unser Sozialsystem zusammenbrechen. In der Kommission sitzen auch Vertreter der Zivildiener."

Der Generalsekretär des Roten Kreuzes, Wolfgang Kopetzky, warf Dienstag erstmals das Modell eines verpflichtenden Sozialdienstes in die Diskussion: "Und zwar für Burschen und Mädchen. Er müsste etwa neun Monaten dauern."

Pro Jahr sollten demnach rund 60.000 junge Menschen (Männer und Frauen) einen Ausbildungsdienst in verschiedenen Sozialbereichen antreten. "Diese Lehrzeit wird, entscheiden sich Absolventen danach für einen Sozialberuf, in die weitere Ausbildung eingerechnet", erklärt Kopetzky. Die Entlohnung soll sich an dem laufenden Zivildiener-Muster orientieren (Tagesdiäten, wo nötig Wohn- und Fahrtkostenzuschuss). "Daran hat sich aber auch Österreichs Sozialpolitik zu beteiligen. Gleichzeitig wäre dieses Modell ein sinnvoller Berufseinstieg für die Tausenden arbeitslosen Jugendlichen", spricht der RK-General von weiteren Vorteilen des verpflichtenden Sozialdienstes.

Aktuell gibt es in Österreich 930 Vereine und Institutionen, die pro Jahr rund 10.000 "Zivis" im Einsatz haben. Die Nachfrage nach zusätzlichen Kräften ist enorm.

Das Pflegesystem steht bereits jetzt vor dem Kollaps. Und das, obwohl der Zivildienst sich wachsender Beliebtheit erfreut (siehe Grafik). Kopetzky: "Die Zahl der freiwilligen Helfer sinkt dramatisch. Wir müssen auf dieses europaweite Phänomen rechtzeitig reagieren."

Parallel dazu steigt die Zahl der Menschen, die Hilfe brauchen. 2008 werden bereits 800.000 Menschen in Österreich pflegebedürftig sein. 2003 sind es laut Rotem Kreuz 550.000 (siehe Grafik).

Schweden, Dänemark und Finnland haben bereits reagiert, dort gibt es einen Zivildienst auch für Mädchen. Rot-Kreuz-Manager Kopetzky: "Dadurch wurden die Sozialberufe aufgewertet."

Ende dieser Woche findet in Rom ein Treffen der EU-Sozialexperten statt. Denn Italien, Frankreich, Portugal und Tschechien (ab 1. Mai 2004 EU-Mitglied) wollen früher als Österreich auf ein Berufsheer umstellen.

Theresia Haidlmayr, Zivildienst-Sprecherin der Grünen, hält von einem verpflichtenden Sozialdienst wenig, kritisiert aber die Regierung: "Der Staat muss seine Verantwortung wahrnehmen und ein funktionierendes Sozialsystem als Kernaufgabe sicherstellen."

INTERNET

http://www.roteskreuz.at
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Florian
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Delibrium
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Beitrag von Delibrium »

Diese Idee von einem "Zwangssozialem Jahr" für beide Geschlechter habe ich auch einmal befürwortet, aber einstweilen verworfen.

Der Zivildienst bzw. GWD ist wenigstens noch menschenrechtlich gedeckt. Bei einem solchen Jahr wäre ich mir nicht mehr darüber sicher.

Für mich stellen sich mehrere Fragen:

1. Wieviel kostet ein ZDL/GWD im Monat? Was ist wenn man dieses Geld direkt in den Stellen geben würde, die heute Zivis brauchen?
2. Die Ausbildung beim RK, bis dass man voll Einsatzfähig ist, dauert ca 2 Monte, wenn nicht länger. Zahlt sich dann ein solcher Dienst überhaupt noch aus???
3. Nicht wenige meiner Freunde werden nur als schlechtere Putzfrauen eingesetzt. Das soll wirklich soziale Tätigkeiten aufwerten???
4. Wenn es immer weniger Freiwillige gibt, dann sollten sich die Organisationen, die diese benötigen Gedanken darüber machen, warum diese ausbleiben und etwas dagegen unternehmen. Einen Grund muss das haben. Jetzt einfach deshalb den Staat und die jungen Leute das ausbaden lassen, was die Vereine falsch machen, finde ich gar dreist.
Florian Burger
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Beitrag von Florian Burger »

Delibrium20 hat geschrieben:1. Wieviel kostet ein ZDL/GWD im Monat? Was ist wenn man dieses Geld direkt in den Stellen geben würde, die heute Zivis brauchen?
Der durchschnittliche Aufwand des Bundes für einen Zivildienstleistenden betrug im Jahre 1999 ATS 138.991,80. Wenn man das direkt den Stellen geben würde, die heute Zivis brauchen, werden sich viele Stellen melden...
Delibrium20 hat geschrieben:2. Die Ausbildung beim RK, bis dass man voll Einsatzfähig ist, dauert ca 2 Monte, wenn nicht länger. Zahlt sich dann ein solcher Dienst überhaupt noch aus???
Diese lange Ausbildungszeit ist ein Zeichen, dass Zivildienstleistende nicht zu einer Dienstleistung verpflichtet wurden, "die den Fähigkeiten des Zivildienstpflichtigen soweit wie möglich entspricht" (§ 9 Abs 1 ZDG).

Florian
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Beitrag von Delibrium »

Florian Burger hat geschrieben:
Delibrium20 hat geschrieben:1. Wieviel kostet ein ZDL/GWD im Monat? Was ist wenn man dieses Geld direkt in den Stellen geben würde, die heute Zivis brauchen?
Der durchschnittliche Aufwand des Bundes für einen Zivildienstleistenden betrug im Jahre 1999 ATS 138.991,80. Wenn man das direkt den Stellen geben würde, die heute Zivis brauchen, werden sich viele Stellen melden...
Daher kostet jeder Zivi pro Monat über den Daumen gepeilt 11500 alte Ösn oder 850€. Wenn ich dafür eine Putzfrau einstelle, verdient die auch nicht wesentlich mehr, bei den Verträgen die heute abgeschlossen werden.

Jetzt wäre es natürlich interessant zu wissen, ob es irgendwelche Forschungsergebnisse bezüglich der Effizienz einnes Zivis im Vergleich zu fix angestelltem Personal gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der DurchschnittsZivi die gleiche Leistung bringt, womit er in relation betrachtet nomals teurer kommt.

Florian Burger hat geschrieben:
Delibrium20 hat geschrieben:2. Die Ausbildung beim RK, bis dass man voll Einsatzfähig ist, dauert ca 2 Monte, wenn nicht länger. Zahlt sich dann ein solcher Dienst überhaupt noch aus???
Diese lange Ausbildungszeit ist ein Zeichen, dass Zivildienstleistende nicht zu einer Dienstleistung verpflichtet wurden, "die den Fähigkeiten des Zivildienstpflichtigen soweit wie möglich entspricht" (§ 9 Abs 1 ZDG).

Florian
Das die RK RettungsSaniausbildung im Endeffekt gesetzeswidrig ist, weil sie keine Einschulung sondern eine Berufsausbildung ist, stelle ich nicht in Frage. Jedoch stelle ich zur Disposition, in wie weit dann Zivis überhaupt einsetzbar sind, außer der Staat macht uns alle zu Putzfrauen, denn dafür brauch man scheinbar keinerlei Vorwissen oder körperliche Eignungen.
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